Worttrennung: Ta|bu

Plural: die Tabus

Der Großvater von Merle liegt im Krankenhaus. Er ist sehr krank und Merle macht sich Sorgen um ihn. Bei einem Besuch fragt sie ihn: „Opa, wie krank bist du? Stirbst du jetzt?“ „Aber Merle!“ ruft ihre Mutter entsetzt. „So etwas fragt man doch nicht. Das gehört sich nicht!“ Die Frage nach dem Tod ist für viele Menschen ein Tabu, also ein Thema, über das man in der Öffentlichkeit gar nicht oder nur sehr ungern spricht. Tabus werden in der Regel höchstens mit engen Freunden oder Verwandten angesprochen.

Was ein Tabuthema ist, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch oder von Kultur zu Kultur. In Deutschland gilt es zum Beispiel als sehr unhöflich, jemanden danach zu fragen, wie viel Geld er oder sie verdient. Manche Menschen sprechen nicht gern über Krankheiten oder Probleme in der Familie. Für sie ist es ein Tabu, dass andere Menschen denken könnten, dass bei ihnen zu Hause etwas nicht in Ordnung ist.

„Mama, warum ziehen sich die Menschen im Schwimmbad einzeln in so kleinen Kabinen um anstatt zusammen in großen Räumen mit mehr Platz?“ fragt Merle ihre Mutter. „Nun ja, die meisten Menschen möchten von anderen Menschen nicht nackt gesehen werden. Deswegen ziehen sie sich lieber allein um.“ „Aber in der Werbung und im Fernsehen sieht man doch oft nackte Menschen oder Menschen mit wenig Kleidung an?“ „Ja, das stimmt. Aber diese Menschen kennt man nicht persönlich und sie zeigen sich freiwillig so, weil es zu ihrer Arbeit gehört. Im Privaten wäre es aber tabu, das sind zwei sehr verschiedene Dinge.“ “Also kann etwas im Privaten unangenehm und ein Tabu sein, was in den Medien in Ordnung ist“, fasst Merle zusammen. „Das stimmt. Vor allem bei Nacktheit um Sexualität ist das so. Aber wir schauen uns zum Beispiel auch Filme im Fernsehen an, in denen jemand ermordet wird und die Polizei das Verbrechen aufklärt. Im echten Leben ist es aber natürlich trotzdem ein Tabu, jemanden zu verletzen oder gar zu töten.“ Ein Tabu kann also ein Thema sein, über das nicht gern oder gar nicht gesprochen wird. Es kann aber auch eine Handlung sein, die in der Gesellschaft nicht erwünscht ist. Es ist zum Beispiel ein Tabu, Menschen gegen ihren Willen anzufassen. Ein Tabu sollte man respektieren, ansonsten könnten andere Menschen denken, dass man sehr unhöflich ist oder sich beleidigt fühlen.

(J. Frisch)