Worttrennung: Trau|er

kein Plural

„Heute war kein schöner Tag“, sagt Miriam, als sie aus der Schule nach Hause kommt. „Ich bin richtig traurig.“ „Ach je“, entgegnet ihre Mutter, „was ist denn der Grund für deine Trauer?“ „Alle meine Freunde haben eine Einladungskarte zu Esras Party bekommen. Nur ich nicht“, antwortet Miriam. „Ich bin enttäuscht und traurig. Warum darf ich nicht auch kommen?“ „Aber ihr versteht euch doch so gut? Frag doch Esra morgen, wenn es dir so wichtig ist. Vielleicht war es ja nur ein Versehen.“

Jonas‘ Familie ist in Trauer: Jonas Großmutter ist letzte Nacht gestorben. Sie ist 85 Jahre alt geworden. Alle aus der Familie haben sie sehr gemocht und trauern um sie. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es jetzt sein wird, wenn sie nicht mehr da ist“, sagt Jonas zu seinem Vater. „Ja, das wird schwierig. Wir werden sie sicher sehr oft vermissen. Aber wir werden immer an sie denken und sie nicht vergessen!“ Das wünscht sich Jonas auch. Er hat ein Foto von seiner Großmutter über sein Bett gehangen. Jonas muss oft weinen, wenn er es sich ansieht, weil er so traurig über ihren Tod ist. Aber sein Vater sagt, dass das bald besser wird und Jonas sich dann vor allem an die schönen Erlebnisse mit seiner Großmutter erinnern wird.

Adnan ist sehr traurig, obwohl er heute Geburtstag hat. Früher hat er seinen Geburtstag immer gern mit seiner ganzen Familie und seinen Freunden gefeiert. Seit er in Deutschland lebt, hört er jedoch nur noch ganz selten was von seinem besten Freund Milad, denn Milad ist mit seiner Familie nicht nach Deutschland gegangen. Adnan vermisst Milad und weiß, dass sie sich für eine sehr lange Zeit nicht sehen werden. Adnan hat bisher nur wenig neue Bekannte in Deutschland und mit keinem davon versteht er sich so gut wie mit Milad. Manchmal findet er das so ungerecht, dass sich seine Trauer mit Wut mischt, vor allem, wenn er andere Kinder zusammen spielen sieht. Aber heute tröstet ihn seine Schwester: Sie hat ihm zum Geburtstag einen kleinen Kuchen gekauft und sogar einen kleinen Ball als Geschenk. Darüber freut sich Adnan, denn mit einem Ball zum Spielen ist es sicher leichter, auf andere Kinder zuzugehen. Jetzt fühlt er sich etwas besser.

Manche Menschen sind vor lauter Trauer so verzweifelt, dass sie nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Das passiert manchmal, wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben oder wenn sie etwas ganz Schreckliches erlebt haben. Wenn diese Trauernden niemanden haben, mit dem sie über ihre Trauer sprechen können oder möchten, können sie sich an Ärzte wenden oder die Telefonseelsorge anrufen: Unter der Nummer 0800 111 0 111 erreicht man in Deutschland immer jemanden, der einem zuhört, auch, wenn man seinen Namen nicht sagen möchte.

(J. Frisch)